Soeben habe ich eine Stunde Zeit geschenkt bekommen. Und das an einem Tag, wo ich jede Stunde genau geplant habe, alle Termine und Tagesprogrammpunkte sind exakt aufeinander abgestimmt.
Ja, das habe ich intus, das Zeitmanagement – die moderne Familien- und Berufsfrau muss darin heutzutage ganz besoners begabt sein, sonst ist sie dauernd im Stress.
Und dann gibt es eben die Glücksmomente, gerade an solchen Tagen zählen sie doppelt, wo einem Zeit geschenkt wird. Ich könnte ja nun noch schnell etwas im Haushalt erledigen, nötig wäre es. Aber nein, ich mache mir eine Tasse Tee und setze mich hin – und was mache ich nun mit diesen 60 Minuten?
Ich erinnere mich: Ich habe genauso viel Zeit, wie ich brauche. Ideen kommen und ich nehme Bleistift und Papier und schreibe meine Gedanken auf. Es ist nur eine Stunde, aber das kann auch exakt diejenge Zeit sein, die ich nun brauche. Für mich. Entschleunigen, sich Zeit nehmen, wenn man eigentlich keine hat, sich nicht von der Zeit, den Einheiten einengen lassen. Das eigene Bewusstsein über die Zeit, wo ist es? Hetzt es immer hinterher oder ist bereits dort, wo man bald sein müsste? Da kommt man schnell ausser Atem.
Und was macht da die moderne Familien- und Berufsfrau? Um Stress abzubauen, eilt sie morgens ins Yoga und besucht abends eine Meditationsgruppe.
Wir brauchen kein Stressmanagement, wir brauchen ein neues Bewusstsein über die Zeit. Die Zeit ist im Grunde lebendig – manchmal verläuft sie schneller und manchmal langsamer. Wir haben es selber in der Hand, nicht im Sinne von „komme ich heute nicht, komme ich morgen“ sondern mit der Affirmation
Ich habe genau die Zeit zur Verfügung, die ich für mein Vorhaben brauche.
Das ist ein ganz besonderes, oftmals unbekanntes Zeitgefühl, das sich mit etwas Übung einstellen kann. Das Bewusstsein dehnt sich allmählich aus und man bemerkt die Lebendigkeit, die Gestaltkraft jenseits jeglicher Terminplanung. Man gewinnt eine neue Art von Zeitempfinden.
Teil 2 erscheint in einigen Tagen.