Als ich noch als Krankenschwester in einer unfallchirurgischen Klinik arbeitete, fing man damals gerade an, Patienten auch hinsichtlich einer Posttraumatischen Belastungsstörung zu behandeln.
Wir kennen alle die Care-Teams, die in den letzten Jahren entstanden und die jeweils bei schwerwiegenden Unfällen oder Gewalttaten in den Einsatz kommen. Jedenfalls hatte ich es damals nicht nur mit Patienten zu tun, die oftmals mehrfachverletzt um ihr Leben kämpften, sie kämpften vor allem damit, das Erlebte zu verarbeiten.Wie gut oder schlecht sie dies bewältigen konnten, beeinflusste den körperlichen Heilungsprozess und umgekehrt. Nicht selten waren die geistig-seelischen Wunden quälender und einschneidender wie die körperlichen. Und da sie sich oftmals in Welten bewegten, zu der kaum jemand Zugang hatte, fanden sie in mir eine verständnisvolle Begleiterin. Das hat mich tief berührt.
Obwohl in psychologischen und medizinischen Kreisen das Wissen stetig wächst, bleibt die Begleitung geistig-seelischer Traumata auf einer gewissen Ebene stehen, die spirituelle Dimension wird kaum angetastet. Und trotzdem hinterlassen Traumata unterschiedlicher Art und Intensität auf der geistig-seelischen Ebene ihre Wunden, welche ebenfalls behandelt werden wollen.
Was geschieht nun bei einem Trauma auf der spirituellen Ebene? Sowohl Traumata mit körperlicher Verletzung als auch Traumata, die nur psychisch wirken, sind dadurch traumatisch, dass als Erste Hilfe ein angeborenes körperliches Reaktionsmuster (Posttraumatische Belastungsstörung) aktiviert und dann nicht wieder aufgelöst wird. Es wird u.a. als Körpererinnerung gespeichert. Die Seele, bzw. das sich inkarnierende Selbst, zieht sich aus dem Leib durch Dissoziation zurück, dekarniert, eine Extremform davon ist die Out-of-Body-Experience. Ich persönlich kenne Berichte von Begegnungen mit Engeln, Verstorbenen, oder anderen Geistwesen, Erfahrungen der Lebensrückschau und des Tunnels mit dem strahlenden Licht, usw. Und doch werden dabei grundsätzlich Welten betreten, die wenn überhaupt, nur als Traumbilder oder als fantastisch/schauerliche Erzählungen oder Medienerzeugnisse bekannt sind. Aus der Sicht der betroffenen Person, ist es jedoch eine tiefgreifende, allumfassende Realität.
Grenzerfahrungen werden heute auch zunehmend gesucht...
Sensibilitätserhöhungen, Verfeinerung der Wahrnehmung, Öffnung für andere Wahrnehmungsdimensionen können sich positiv auf den Betroffenen auswirken, jedoch auch belastend und verunsichernd sein. Diese erschütternden Erlebnisse, können tatsächlich die gesamte Sichtweise und Lebensauffassungen verändern. Schwierigkeiten treten dann auf, wenn aufgrund der anhaltenden Belastungsstörung, unter Stress diese dissoziative Reaktion aktiviert wird und der Betroffene sich oder Anteile seiner selbst, immer wieder in den Welten verliert oder ihn Wesen dieser Welten nicht mehr loslassen.
Dissoziative Reaktionen können übrigens ebenfalls bei Schock, stellvertretender Traumatisierung bei Traumata von nahen Angehörigen, Operationen und schweren Geburten auftreten. Oftmals stehen die Betroffenen mit ihren Erfahrungen alleine da, fühlen sich isoliert gegenüber ihrer Umwelt.
Grenzerfahrungen und Schwellenerlebnisse werden heutzutage auch zunehmend gesucht. Vieles, was heute auf dem Esoterik-Markt angeboten wird, fasziniert und diese Faszination blendet. Zahlreiche Menschen befinden sich auf spirituellen Wegen, doch führt nicht jede Praktik oder transzendente Erfahrung nur zu positiven Erlebnissen. Der Grat zwischen Sensitivität und Psychose ist klein, die Folgen auf die geistig-seelischen Körper unabsehbar.
So befasse ich mich heute mit dem Heilen von unsichtbaren Wunden. Weiterleben und Integration des Erlebten, das Unfassbare fassbar zu machen, dem Unaussprechlichen eine Sprache zu geben, das ist Teil meiner Berufung und ich bin zutiefst dankbar dafür.